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Barbados: Sonderprojekt Future Centre Trust, Dr. Colin Hudson

Barbados gehört zu den Inseln der kleinen Antillen nordöstlich von Venezuela. Die frühere britische Kolonie ist seit 1966 unabhängig. Auf rund 430 Quadratkilometern leben heute 280.000 Einwohner, hinzu kommen jedes Jahr bis zu eine Million Touristen. Barbados gilt als Paradies für Windsurfer und Taucher, die Insel ist von Korallenriffen umgeben, in den küstennahen Gewässern leben fliegende Fische. Doch die Traumschiff-Kulisse trügt: Infolge des Baubooms ist die Zersiedelung der Landschaft massiv vorangeschritten, der Straßenverkehr ist ebenso zum Problem geworden wie die Müllentsorgung und der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.

Colin Hudson Ein Mann, der sein Leben dem Erhalt der natürlichen Ressourcen auf Barbados gewidmet hat, ist der englische Agraringenieur Dr. Colin Hudson. Während seines Studiums in Cambridge hatte er sich im Rahmen eines Essay-Wettbewerbs zum ersten Mal mit der Landwirtschaft auf der Karibikinsel befasst. Als ihm 1961 eine Forschungsstelle im Landwirtschaftsministerium der britischen Kolonialverwaltung angeboten wurde, zog Hudson nach Barbados. Einige Jahre später übernahm er die Leitung eines eigens für ihn geschaffenen Forschungsinstituts der Zuckerindustrie - die Carib Agro Industries Limited (CAIL). Schon bald machte er sich als Erfinder landwirtschaftlicher Maschinen einen Namen. Mit seinen Kollegen entwickelte er insgesamt 25 Weltpatente, darunter Gerätschaften für den Anbau und die Ernte von Maniok, Süßkartoffeln, Yamswurzeln und Zuckerrohr.

Hudsons Ruf als Experte für umweltschonende Anbaumethoden brachte ihm die Einladung ein, das Rahmenprogramm für eine Konferenz der Vereinten Nationen mit dem Titel „Nachhaltige Entwicklung kleiner Inselstaaten“ zu gestalten (United Nations Conference on the Sustainable Development of Small Island Developing States, 1994). Hudson kündigte seine Stelle bei der Agrarindustrie und entwarf das Konzept eines „Village of Hope“ - einer großflächigen Ausstellung mit beinahe 300 Exponaten, in der Dokumente der Umweltzerstörung mit Beispielen einer ökologisch verantwortlichen Wirtschaftsweise kontrastiert wurden.

Insgesamt kamen 45.000 Besucher in das „Dorf der Hoffnung“. Das anhaltende Publikumsinteresse ließ die Idee aufkommen, aus der zeitlich befristeten Veranstaltung eine Dauerausstellung zu machen. Dank der Unterstützung durch zahlreiche ehrenamtliche Helfer - den Angehörigen von Hudsons „grüner Armee“ – und der Zuwendungen privater Spender ist es gelungen, ein altes Plantagengebäude in ein Umweltschutzzentrum mit vegetarischem Restaurant umzubauen. Erster und bis heute wichtigster Einzelsponsor des „Future Centre Trust“ ist Dieter Mennekes. Von 1996 bis 2004 investierte er mehr als 120.000 Euro in das Projekt.

Reifengarten
Das „Zukunftszentrum“ in Edgehill im Bezirk St. Thomas hat sich sehr schnell zu einer ökologischen Besucherattraktion entwickelt. Neben einheimischen Schulklassen kommen Gäste aus aller Welt, um sich über Themen wie Bewässerungstechniken, erneuerbare Energiequellen, Abfallbeseitigung und Recycling zu informieren. Bei vielen Besuchern besonders beliebt ist der „Reifengarten“, in dem Mangobäume, Heilkräuter, Salat und Gemüse angebaut werden. Als Future Center TrustPflanzenkübel dienen Tausende alter Autoreifen - eine auf Barbados im Überfluss vorhandene Ressource’. Auch Plastikflaschen und anderer Müll erfahren in dem Bio-Garten des Future Centre eine neue Zweckbestimmung. Jeden Sonntag finden Exkursionen zur Erkundung der einheimischen Flora und Fauna statt. Colin Hudson selber hat im Auftrag des Barbados National Trust und des Duke of Edinburgh mehr als 1.000 dieser „Stop n'stare“-Wanderungen geleitet, unter den Teilnehmern war eine Reihe namhafter Politiker, Wissenschaftler und Unternehmer. Zu den vielfältigen Aktivitäten des Umweltschützers gehören auch Vorlesungen und Vortragsreisen sowie der Betrieb einer „grünen“ Telefonhotline. Das Future Centre ist Teil eines Netzwerks von Umweltbildungsprojekten in aller Welt (Web of Hope).

Wegweisend für die Konzeption des Umweltzentrums war die Idee des „ökologischen Fußabdrucks“ (ecological footprint), die Mitte der 90er Jahre von Mathis Wackernagel und William E. Rees entwickelt worden ist. Der ökologische Fußabdruck eines Menschen entspricht der Menge an produktiven Land- und Wasserflächen, die notwendig ist, um seinen Lebensstandard zu erhalten und den von ihm erzeugten Abfall zu entsorgen. Für die Bevölkerung von Barbados berechnete Hudson einen Ressourcenverbrauch, der dem Neunfachen der gesamten Inselfläche entspricht.

Der Gründer des Umweltzentrums hat sich stets darum bemüht, ein persönliches Beispiel für einen bescheideneren, umweltverträglicheren Lebensstil zu geben. So hatte er es sich zum Ziel gesetzt, mit weniger als 500 $ im Monat auszukommen. „Es gehört zur Ironie des Fortschritts, daß wir immer mehr Geld verdienen, immer größere Häuser bauen, immer teurere Autos fahren, und dabei immer unglücklicher werden“, sagte er einmal in einem Interview. Die demonstrative Abkehr vom Gewinnprinzip führte innerhalb des Projektteams zu Konflikten. Leitende Mitarbeiter warfen Hudson mangelnde Managementkompetenzen vor. Der reagierte prompt und eröffnete 1999 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Future Centre ein eigenes, kleineres Umweltzentrum namens „Treading Lightly“ (leises Auftreten – eine Anspielung auf die Idee des ökologischen Fußabdrucks).

Hudsons Einsatz für den Umweltschutz hat ihm eine Vielzahl von Ehrungen eingetragen, unter anderem wurde er zum „Member of the British Empire“ ernannt. 2003 gab er diesen Ehrentitel aus Protest gegen die Beteiligung der britischen Regierung am Irakkrieg wieder zurück. Ein halbes Jahr später - am 22. Februar 2004 - starb Colin Hudson nach einer längeren Auslandsreise völlig unerwartet an Herzversagen. Er wurde 66 Jahre alt und hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Bei seiner Beerdigung kamen Freunde und Angehörige darin überein, das Engagement für den Schutz der Biosphäre im Sinne ihres langjährigen Weggefährten fortzuführen. Ziel der gemeinsamen Bemühungen soll es sein, Barbados zu einem Modell für die nachhaltige Entwicklung des gesamten karibischen Raums zu machen.

Seit einigen Jahren unterstützt Dieter Mennekes die Bemühungen um einen besseren Schutz vor den Gefahren des Aktiv- und Passivrauchens auf Barbados. Als assoziiertes Mitglied des National Committee for the Prevention of Alcoholism and Drug Dependence war er an der Evaluation des Nichtraucherschutzes im Gastgewerbe der Karibikinsel beteiligt. Auf Barbados ist im Oktober 2010 ein Gesundheitsschutzgesetz in Kraft getreten, das das Rauchen in sämtlichen öffentlichen Einrichtungen und Arbeitsplätzen untersagt.

Mennekes' Verdienste um den Umwelt- und Gesundheitsschutz auf Barbados sind in der Printausgabe der Zeitung "Weekend Nation" vom 8. April 2011 gewürdigt worden ["For the love of nature: German businessman on a green mission"].




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